Impulse für den Glauben - neunter Teil - XII
Die Natur ist erwacht und es ist wieder wärmer geworden. Die Tage sind länger. Es gibt mehr Sonnenlicht und die Temperaturen steigen. Die Blumen blühen. Die Sträucher und Bäume sind grün geworden. Die Vögel sind zurückgekehrt. Unzählige Jungtiere kommen zur Welt. Und wir Menschen sind wieder aktiver geworden. Wir geniessen mehr Zeit im Freien und nehmen bewusster wahr, wie schön die Natur ist.
In den nächsten Wochen und Monaten beschäftigen wir uns mit dem Buch von Dave Bookless:
„Und mittendrin leben wir – Gott, die Ökologie und Du“ (ISBN 978-3-03848-043-3)
Anbetung – Weil die Schöpfung wichtig ist (2)
Anbetung ist der Grund unserer Existenz. Sie sollte unser ganzes Leben umfassen und nicht nur die «religiösen Momente», wie das Gebet, das Singen oder die Bibellektüre. Anbetung ist ein weit bekanntes christliches Wort. Aber was kann man darunter verstehen?
4) Sabbatruhe und Regenerierung
Es ist seltsam, wie wir Gottes gute Gabe der Zeit in einen Handelsgegenstand verwandelt haben. Wir benehmen uns so, als ob uns jede Sekunde etwas kostete, und empfinden es als «Zeitverschwendung», die Natur zu geniessen. Doch erst in der Natur finden wir heraus, dass sich Gott bei der Erschaffung von Zeit ganz bestimmte Rhythmen und Muster ausgedacht hat. Es ist gefährlich für uns, diese zu vernachlässigen. Sie sind eng mit der Struktur des Lebens verwoben, und wenn wir sie einfach ignorieren, so richten wir uns damit zugrunde. Mit dem Sonnenaufgang und -untergang, dem zu- und abnehmenden Mond, den Gezeiten des Meeres und dem regelmässigen Wechsel der Jahreszeiten hat Gott die Zeit strukturiert. Ohne die Schöpfung verfälscht sich unser Sinn für Zeit. Wir konzentrieren uns nur noch auf Termine, anstatt den Moment zu geniessen.
Unsere Gesellschaft hat einen wesentlichen Aspekt der göttlichen Schöpfung vergessen: die Notwendigkeit der Sabbatruhe. Der Sabbat ist eine Zeit der Ruhe, der Entspannung und der Regenerierung in der Gegenwart Gottes. Jede Beziehung braucht «Qualitätszeit». Am Sabbat verbinden wir uns mit diesen Ordnungen, die Gottes Schöpferherz entspringen.
5) Beziehung zur Schöpfung
Immer weniger Menschen verbringen Zeit in der Natur. Deswegen wurde der Begriff «Natur-Defizit-Syndrom» geschaffen. Von der Forschung wird es als Phänomen einer zunehmenden Entfremdung von der Natur bezeichnet. Geprägt wurde der Begriff vom US-Autor Richard Louv in seinem Werk «Das letzte Kind im Wald», das im Jahr 2005 herauskam. Louv sagt, das Syndrom habe Auswirkungen auf die Gesundheit, das geistige Wohlbefinden und viele andere Bereiche, wie etwa die Fähigkeit der Menschen, sich lebendig zu fühlen. Verantwortlich für das Natur-Defizit-Syndrom seien wir Erwachsene.
Anstatt das Spielen auf natürlichen Flächen aus Angst vor Unfällen oder Zerstörung zu verbieten, sollte es wieder nutz- und erfahrbar gemacht werden. Die Natur zu erleben ist für uns emotional und kognitiv wichtig. Es reicht nicht aus, einmal im Jahr in den Zoo zu gehen. Was wir Menschen brauchen, ist die Möglichkeit an der Natur teilzuhaben.
Auf unseren Glauben übertragen, können wir die Beziehung zur Natur auch so sehen:
Wenn wir die Sämlinge giessen, können wir für anderen Menschen beten, dass sie im Glauben wachsen. Wenn wir das Unkraut ausreissen, können für unser Gewissen prüfen und um Vergebung und Reinigung beten. Während wir pflanzen, warten und ernten, wird uns unsere Abhängigkeit von Gott immer mehr bewusst: Wir mögen pflanzen und das gute Essen geniessen, aber letztlich ist Gott derjenige, der Sonne und Regen spendet und dafür sorgt, dass aus einem winzigen Samen ein riesiger Kürbis wächst.
Fazit: Nicht nur die Arbeit braucht Strukturen. Wir müssen auch unsere Ruhezeiten planen. Ein Ort, wo wir zur Ruhe kommen können, ist in der Natur, z.B. im Wald.
Reflexionsfrage
Pflege ich strukturierte Ruhezeiten? Wo ist der Ort, wo ich am besten zur Ruhe kommen kann?
Wir sind gerne bereit für Seelsorgegespräche. Melden Sie sich bei Pfarrer Alexander Lücke
oder Sozialdiakon Markus Zogg.