Impulse für den Glauben - neunter Teil - X
Die Natur ist erwacht und es ist wieder wärmer geworden. Die Tage sind länger. Es gibt mehr Sonnenlicht und die Temperaturen steigen. Die Blumen blühen. Die Sträucher und Bäume sind grün geworden. Die Vögel sind zurückgekehrt. Unzählige Jungtiere kommen zur Welt. Und wir Menschen sind wieder aktiver geworden. Wir geniessen mehr Zeit im Freien und nehmen bewusster wahr, wie schön die Natur ist.
In den nächsten Wochen und Monaten beschäftigen wir uns mit dem Buch von Dave Bookless:
„Und mittendrin leben wir – Gott, die Ökologie und Du“ (ISBN 978-3-03848-043-3)
Anbetung – weil die Schöpfung wichtig ist (1)
Anbetung ist der Grund unserer Existenz. Sie sollte unser ganzes Leben umfassen und nicht nur die «religiösen Momente», wie das Gebet, das Singen oder die Bibellektüre. Anbetung ist ein weit bekanntes christliches Wort. Aber was kann man darunter verstehen?
1) Staunen über Gottes Schöpfung
Wir leben in einer Welt, die das Staunen verlernt hat. Wenn wir älter werden, wird diese Fähigkeit allmählich aus uns herausgepresst. Die Wissenschaft lehrt uns, dass zum Beispiel ein Regenbogen nichts weiter als ein gebrochenes Licht ist. Und schon verlieren wir unsere Freude darüber, wenn er am Himmel zu sehen ist.
Staunen ist der Anfang von Anbetung. Und es ist nur ein kleiner Schritt vom Staunen zum Danken. Um diese Fähigkeit neu zu beleben, müssen wir unsere Beziehung zu Gott verändern. Die Schöpfung preist Gott allein durch ihre Existenz. Sie ist wie ein grosses Orchester. Und jedes Geschöpf ist wie ein Instrument, das Gott durch sein Dasein anbetet. Als Menschen sind wir Teil dieses Orchesters. Unsere Rolle ist eine besondere. Es ist die eines Dirigenten, der jedes Instrument dazu befähigt, seine Stimme harmonisch zu spielen.
2) Offenheit für Gottes Reden
Die Schöpfung zeigt uns viel von Gott. Wenn wir finanzielle, gesundheitliche oder zwischenmenschliche Sorgen haben, kann es uns trösten, die Natur zu beobachten. Im Matthäus-Evangelium Kapitel 6 lesen wir die Worte Jesu, dass wir uns um nichts sorgen, sondern lieber die Vögel und Blumen betrachten sollen (Mt. 6,24-33). Das heisst nicht, dass wir nicht für unsere Nahrung arbeiten müssen!
Durch die Schöpfung spricht Gott zu uns, wenn wir einen Perspektivenwechsel brauchen. Erst wenn wir wieder Demut lernen, gewinnen wir die richtige Perspektive auf uns Menschen. Grosse Naturkatastrophen haben uns wachgerüttelt, indem sie den Glauben an unsere eigene Stärke erschütterten. Sie zeigen, dass wir trotz unserer Kenntnisse immer noch Teil einer komplexen Schöpfung sind. Gott spricht auch durch das Seufzen der Schöpfung, um uns auf unseren Missbrauch aufmerksam zu machen. Die Menschheit ist das Mass aller Dinge.
3) Verwurzelung
Wir leben in einer Welt, in der man ständig in Bewegung ist. Die Auswirkungen dieser globalen Entwurzelung sind katastrophal. Unsere Welt ist zu einem Ort der Orientierungslosigkeit geworden. Zerbrochene Beziehungen sind die Folgen davon, ökologisch, sozial, geistig und geistlich.
Als Menschen sind wir geschaffen worden, um in Beziehung zu Gott, zu anderen Menschen und zur Natur zu leben, verwurzelt an einem Ort. Das ist unsere Bestimmung und Identität. Gott fordert uns als Christen heraus, Wurzeln zu schlagen, um ihn dadurch anzubeten. Als bildliches Beispiel dafür dienen uns die Mangrovenbäume, die wir in der nächsten Ausgabe etwas genauer anschauen.
Fazit: Lernen wir wieder über die Schöpfung zu staunen. Halten wir unsere Augen und Ohren offen, damit Gott durch seine Schöpfung zu uns reden kann. Fokussieren wir uns auf die Beziehungsebenen und schlagen wir Wurzeln.
Reflexionsfrage
Wann habe ich das letzte Mal über Gottes Schöpfung gestaunt? Bin ich ein Mensch, der geerdet und verwurzelt ist?
Wir sind gerne bereit für Seelsorgegespräche. Melden Sie sich bei Pfarrer Alexander Lücke
oder Sozialdiakon Markus Zogg.