Impulse für den Glauben - achter Teil - XIV
Wir werfen einen Blick ins Leben von Niklaus von der Flüe. In der Kategorie der „Heiligen“ hat er für die Schweiz die wichtigste Bedeutung. Er steht als Symbol für Sehnsucht nach Frieden und Versöhnung. Ein Thema, das die ganze Welt umtreibt. Und auch in unserem Leben und in unseren Beziehungen nichts an Aktualität verloren hat.
Unter anderem wird folgende Literatur bei der Erarbeitung der „Impulse für den Glauben“ beigezogen:
- Die Sehnsucht nach dem «einig Wesen», Roland Gröbli, Rex-Verlag, Luzern
- Mystiker, Mittler, Mensch: 600 Jahre Niklaus von Flüe 1417-1487, Theologischer Verlag Zürich
Epilog zum Leben von Niklaus von Flüe
Niklaus von Flüe aus Sachseln im Kanton Obwalden ist der bekannteste spätmittelalterliche Mensch in der Schweiz (1417-1487). Er war Analphabet, aber als Offizier, Ratsherr und Richter mit Klerikern und anderen Intellektuellen gut vernetzt. Später heiratete er Dorothee Wyss, ebenfalls aus angesehener Familie, und hatte mit ihr zehn Kinder. Nach einer massiven Lebenskrise verließ er die Familie. Eine Pilgerfahrt misslang, krank kam er heim und zog sich in der Nähe seiner Familie als Eremit in den Ranft zurück, wo er als Asket sein weiteres Leben Gott widmete.
Die Bedeutung von Bruder Klaus für unsere heutige Zeit:
Niklaus von Flüe soll als Eremit keine Nahrung zu sich genommen haben.
Die sogenannte «heilige Anorexie» ist bis heute ein Rätsel. Die einen betrachten es als Wunder. Andere fragen sich, wie jemand ohne Nahrung über Jahre hinweg überleben kann. Es ist klar: Fasten hilft, näher bei Gott zu sein. Verzicht schafft Freiraum für das Göttliche. Andauerndes Fasten jedoch kann auch gesundheitliche Risiken mit sich bringen. Deswegen: Aus heutiger Sicht ist dieser Lebensstil von Bruder Klaus nicht zur Nachahmung empfohlen.
Er war kein Einzelkämpfer, der einsam seinen Weg gegangen ist.
Bruder Klaus hätte seinen Weg nicht gehen können, wenn ihn seine Frau Dorothea Wyss nicht unterstützt hätte. Ihre Bedeutung kann nicht genug gewürdigt werden. Sie wurde lange als verlassene Ehefrau bedauert. Doch konnten die Fakten zurechtgerückt werden. Sie liess ihren Mann einvernehmlich ziehen. Vorstellbar ist, dass Klaus in seiner Krise, von Teufelsvisionen und epileptischen Anfällen heimgesucht, kein einfacher Partner war und er unter dem Rollenzwang als Familienvater litt.
Für ihn musste der eigene Glauben eine Relevanz für seinen Alltag haben.
Wenn mein persönlicher Glaube an einen liebenden Gott nicht sichtbar in meinem Handeln wird, bin ich als gläubiger Mensch unglaubwürdig. Es ist essentiell zu wissen, für was man seine zeitlichen Ressourcen neben Beruf und Familie einsetzen möchte.
Sein konsequentes Handeln machte auch vor dem Verzicht eigener Macht nicht Halt.
Als er Zeuge von offensichtlicher Korruption einiger Richter wurde, legte er aus Überzeugung seine politischen Ämter nieder. Er setztes sich mit seiner ganzen Person für seine Werte ein. Ein gelebter christlicher Wertekodex verbessert Lebensumstände und trägt massgeblich zu einem friedlichen Zusammensein bei.
Niklaus von Flüe hatte viele Visionen. Die Brunnen-Vision zeigt am eindrücklichsten, dass er keineswegs weltfremd war, sondern die reale Lebenswelt der Menschen erkannte.
Bruder Klaus sah einen riesigen Platz, auf dem viele Menschen sehr beschäftigt hin und herliefen und trotz ihrer vielen Arbeit arm und unglücklich waren. Denn nur wenige fanden den Weg vom Platz ins Innere eines Palastes, in dem ein lebensspendender Brunnen stand. So geht es doch manchmal auch uns: Wir mühen uns für materielle Dinge ab, aber spirituell und geistlich verhungern wir. Hoffnungsvolle an dieser Vision ist, dass der Weg zum göttlichen Brunnen nicht versperrt ist. Die Türen stehen offen. Wir müssen nur unser «inneres» Auge öffnen, um diesen Weg zu sehen.
Fragen zum Nachdenken:
- Welcher Aspekt des Lebens von Bruder Klaus beeindruckt mich am meisten? Und welcher befremdet mich und löst bei mir Unverständnis aus?
- Wie stehe ich zum Thema «Visionen»? Gibt es das? Hatte ich selber schon «Visionen»?
Wir sind gerne bereit für Seelsorgegespräche. Melden Sie sich bei Pfarrer Alexander Lücke
oder Sozialdiakon Markus Zogg.