Impulse für den Glauben - siebter Teil - XI
In unserer neuen Serie „Impulse für den Glauben“ besprechen wir das Buch von Timothy Keller:
„GLAUBEN WOZU?“ - Religion im Zeitalter der Skepsis.
Brunnen Verlag, Giessen
Religion hat mehr zu bieten, als man meint
Ein Sinn im Leben, den Leid einem nicht nehmen kann (3)
Vorgefundener Sinn ist mit unserem menschlichen Verstand besser begründet als selbst erfundener.
Wenn wir den Sinn bei Gott, dem Anfang und Ende, suchen, ist die Wahrscheinlichkeit grösser, dass wir den wahren Sinn finden. Gott gibt den Sinn vor. Wir Menschen sind dazu aufgerufen, uns auf diesen Weg zu machen. Gott hat zwar moralische und ethische Werte, um den Frieden auf dieser Welt zu wahren, er versteht diese aber nicht in einem einengenden und gesetzlichen Sinn. Wir Menschen sind keine Marionetten Gottes. Wir gestalten die kleine Welt um uns und die grosse Welt da draussen. Wir haben einen Verstand und viel Kreativität. Gott möchte für unser Leben eine Richtschnur geben, weil wir Menschen uns immer wieder in unserer Orientierungslosigkeit und im Chaos finden.
Vorgegebener Sinn ist gemeinschaftlicher als selbst erfundener.
Bis zur Moderne waren unsere westlichen Sinnquellen (Religion, Familie und Kunst) eng miteinander verbunden und öffentlich. Es galt als verpönt oder gar unmöglich, als Individuum selbst einen eigenen Sinn im Leben zu finden. Der Harvard-Philosoph Josiah Royce suchten 1908 nach einer Antwort auf die Frage, warum Menschen einen Sinn brauchen. Für ihn ist klar, dass wir nur glücklich werden, wenn unser Ziel im Leben grösser ist als unser eigenes Glück. Er glaubt, dass man nur dann einen Sinn im Leben finden können, wenn man den Individualismus zurückweist: «Der Individualist stellt das eigene Interesse an die erste Stelle und sieht in seinem eigenen Mühen, Vergnügen und Dasein sein grösstes Anliegen.»
Vorgefundener Sinn ist dauerhafter und belastbarer als selbst erfundener.
Säkulares Denken ist die einzige Weltanschauung, deren Anhänger ihren Hauptsinn innerhalb dieses Lebens finden sollen. Damit das Leben von säkular denkenden Menschen einen Sinn hat, muss alles gut laufen. Wenn Leid dazwischenkommt, kann es ihrem Lebenssinn frontal angreifen und zerstören. Viktor Frankl war jüdischer Arzt und überlebte das KZ. Viele seiner Häftlingskameraden hatten vorher beruflichen Erfolg, sozialen Status oder Familie zu ihrem Lebenssinn gemacht. All dies war ihnen im KZ vollständig genommen worden. Frankl entdeckte, dass der einzige Weg für die Häftlinge, ihre Menschlichkeit zu bewahren, in einem Bezugspunkt ausserhalb dieses Lebens und gar ausserhalb dieser Welt lag. Dieser Perspektivenwechsel half vielen, das Unerträgliche ertragen zu können und die Zuversicht und Hoffnung nicht zu verlieren.
Fragen zum Nachdenken
- Welche Schicksale haben mein Leben erschüttert?
- Wie gehe ich mit scheinbar hoffnungslosen Situationen um?
Wir sind gerne bereit für Seelsorgegespräche. Melden Sie sich bei Pfarrer Alexander Lücke
oder Sozialdiakon Markus Zogg.