Die Geschichte des Verlorenen Sohnes ist zu finden im Lukas-Evangelium Kp. 15, 11-32
Als junger Mann wies
Rembrandt alle Merkmale des „verlorenen Sohnes“ auf: frech, selbstbewusst, verschwenderisch, sinnlich und äusserst gebildet. Im Alter von dreissig Jahren malte er sich, zusammen mit seiner Frau, als den „verlorenen Sohn“ in einem Bordell. Hier ist nichts von Innerlichkeit zu sehen. Er war extrovertiert, liebte Luxus und zeigte keinerlei Mitgefühl für die Menschen um ihn. Es ging ihm in erster Linie ums Geld. Er verdiente viel, er gab viel aus, und er verlor viel. Einen grossen Teil seiner Lebenskraft vergeudete er in endlosen Gerichtsprozessen und finanzielle Abfindungen und Bankrottklagen. Auf diese kurze Zeit des Erfolgs, der Popularität und des Reichtums folgte viel Kummer, Leid und Unglück. Es ist bedrückend, wenn man versucht die vielen Schicksalsschläge aufzuzählen, die Rembrandt zu verkraften hatte. Während dieser Jahre ging die Popularität von Rembrandt stark zurück. Er wurde für zahlungsunfähig erklärt und musste sein ganzes Hab und Gut veräussern. Man kann kaum glauben, dass derselbe Mann 30 Jahre später sich mit Augen malte, die derart tief in den verborgenen Geheimnissen des Lebens eindringen. Die Wärme und Innerlichkeit seiner Bilder zeigen, dass ihn die vielen Enttäuschungen nicht verbittert hatten. Er ist zur schmerzhaften Erkenntnis gekommen, dass sich alle Pracht, die er sich angehäuft hatte, als eitel erwies. Im Buch „Prediger“ (Kohelet) aus der Bibel lesen wir im 1. Kapitel:
„… Alles ist vergebliche Mühe – gerade so, als wollte man den Wind einfangen. Was krumm gewachsen ist, kann man nicht geradebiegen, und was nicht da ist, kann man auch nicht zählen.“ (Übersetzung: HfA)
- Welche Schicksalsschläge habe ich in meinem Leben erlebt?
- Wie konnte ich darüber hinwegkommen? Oder bin ich deswegen (teilweise) bis heute verbittert?
- Rückblickend auf mein Leben: Wie hat sich das Bibelwort aus Prediger 1,14-15 bewahrheitet?
- Was ist in meinem Leben „krumm gewachsen“ und konnte nicht wieder geradegebogen werden?
- Was hatte in meinem Leben Bestand? Was war vergebliche Mühe und war, als „wollte man den Wind einfangen“?
- Wenn ich die Möglichkeit hätte: Welchen Lebenstipp würde ich der jungen Generation weitergeben?
Markus Zogg, Sozialdiakon
Impulse für den Glauben - VI