Markus Rosenfelder

Impulse für den Glauben - zehnter Teil - IX

Buchcover Die stille Gefährtin  (Foto: Markus Zogg)

Der Herbst ist da und die Tage werden kürzer. Die Stunden, die wir draussen verbringen, werden weniger und für viele Menschen bedeutet dies, mehr einsame Stunden in den eigenen vier Wänden zu verbringen.
Aus diesem Grund beschäftigen wir uns in den nächsten Wochen mit dem Buch von Stephanie Hecke:
"Die stille Gefährtin – Einsamkeit verstehen und überwinden"
(ISBN 978-3-86334-390-3)


Mit den nächsten beiden Ausgaben der Impulse zum Glauben beenden wir diese Serie. Wir machen uns noch ein paar Gedanken darüber, wie wir Einsamkeit überwinden können

Wie wir Einsamkeit überwinden können? (1)

Beim Versuch, Einsamkeit zu überwinden, ist es entscheidend, ihre Vielschichtigkeit zu erkennen. Der Weg aus der Einsamkeit ist kein einseitiger Prozess. Es braucht zwei Bewegungen, die Hand in Hand gehen müssen: Eine ausgestreckte Hand von aussen, die Hilfe anbietet und die betroffene Person selbst, die diese Hand auch ergreift und aktiv Wege geht, egal ob mit den Füssen oder in den Gedanken.
Die folgenden Schritte sollen als Anregungen verstanden werden – als Inspiration für den ganz persönlichen Weg oder als Ideen, wie wir anderen Menschen helfen können.

Reden, reden, reden
Weil Einsamkeit ein zutiefst schambehaftetes Gefühl ist, spricht niemand gern über sie. Wenn wir uns dennoch dazu überwinden, holen wir sie aus dem Schatten der Stille und aus der Stigmatisierung. Dieses Reden muss auf allen Ebenen stattfinden: im persönlichen, vertrauten Gespräch, in Beratungsstellen, in der Schule, beim Friseur, am Arbeitsplatz. Je mehr wir dazu bereit sind, auch über unsere persönlichen Erfahrungen mit der Einsamkeit zu sprechen, desto mehr Betroffene hören, dass sie mit ihrem Erleben nicht allein sind.

Die Politik ist gefragt!
Einsamkeit ist ein politisches Thema. Viele der Faktoren, die Einsamkeit verstärken, haben ihre Wurzeln in gesellschaftspolitischen Strukturen: Wohnraumknappheit, prekäre Arbeitsverhältnisse, mangelnde Chancen- und Teilhabegerechtigkeit. Wer in der Politik etwas bewirken möchte, brauchte nicht nur gute Ideen und Inhalte, sondern vor allem auch ausreichend personelle Unterstützung, finanzielle Mittel und Zeit.

Soforthilfe für Menschen in akuter Einsamkeit
Für Menschen, die akut von Einsamkeit betroffen sind, muss es schnelle und leicht zugängliche Hilfe geben, kostenfrei, schnell erreichbar und im besten Fall anonym, z.B. über Telefonseelsorge. Ein vertrauliches Gespräch eröffnet einen Raum, in Worte zu fassen, was schwer auf der Seele liegt. Es bringt Erleichterung und das Gefühl, gehört zu werden.

Begegnungsmöglichkeiten schaffen
«Alles wirkliche Leben ist Begegnung», sagte der jüdische Religionsphilosoph Martin Buber. Um Einsamkeit zu verhindern, brauchen wir Orte der Begegnung. Diese Orte sollten so gestaltet sein, dass alle Leute Zugang haben – ob jung oder alt, mit viel oder wenig Geld.

Reflexionsfrage:
Welche Orte der Begegnung bietet unsere Kirchgemeinde an? Welche Orte der Begegnung gibt es in meinem Dorf? Besuche ich diese Orte? Welche aktiven Schritte tue ich, um Gesellschaft und Begegnung mit anderen Menschen pflegen zu können?


Wir sind gerne bereit für Seelsorgegespräche. Melden Sie sich bei Pfarrer Alexander Lücke
oder Sozialdiakon Markus Zogg.
Bereitgestellt: 16.10.2025     Besuche: 13 Monat